Koalition gegen Stalkerware: Opferschutzorganisationen schließen sich mit IT-Sicherheitsunternehmen zusammen.
Neue globale Arbeitsgruppe wird Expertise für Cybersicherheit und Opferhilfe bündeln, um betroffenen Nutzern zu helfen.
Heute haben zehn Organisationen - Avira, Electronic Frontier Foundation, European Network for the Work with Perpetrators of Domestic Violence, G DATA CyberDefense, Kaspersky, Malwarebytes, National Network to End Domestic Violence, NortonLifeLock, Operation Safe Escape und WEISSER RING - eine globale Initiative namens “Coalition Against Stalkerware” gestartet.
Stalkerware bietet die Möglichkeit, über mobile Endgeräte in das Privatleben einer Person einzudringen und wird als Werkzeug für Missbrauch in Fällen von häuslicher Gewalt und Stalking eingesetzt. Durch die Installation dieser Apps erhalten Täter Zugang zu Nachrichten, Fotos, Social Media-Apps, Geolokalisierung, Audio- oder Kameraaufnahmen ihrer Opfer – in einigen Fällen kann dies sogar in Echtzeit erfolgen. Solche Programme laufen versteckt im Hintergrund ohne das Wissen oder die Zustimmung eines Opfers.
Seit einigen Jahren nimmt das Problem der "Stalkerware" zu. Gemeinnützige Organisationen erleben eine wachsende Zahl von Opfern, die Hilfe bei diesem Problem suchen. Laut Kaspersky stieg die Zahl der Nutzer, die mit Stalkerware zu kämpfen haben, um 35 Prozent, von 27.798 im Jahr 2018 auf 37.532 im Jahr 2019. Auch die Bedrohungslandschaft für Stalkerware hat sich verändert. So analysierte Kaspersky 2019 380 Varianten von Stalkerware - 31 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Bisher gibt es weder eine einheitliche Standarddefinition für Stalkerware noch entsprechende Erkennungskriterien. Dies macht es der IT-Sicherheitsbranche besonders schwer, über das Thema zu kommunizieren. In diesem Sinne haben die Gründungsmitglieder der „Coalition Against Stalkerware“ den wichtigen Schritt getan, eine gemeinsame, einheitliche Definition zu schaffen und einen Konsens über die Erkennungskriterien zu erzielen.
Die Koalition hat innerhalb der Initiative auch das Online-Portal www.stopstalkerware.org entwickelt, um potenziellen Opfern von Stalkerware zu helfen, den Wissenstransfer zwischen den Mitgliedern zu erleichtern, Best Practices für die Entwicklung ethischer Software zu entwickeln und die Öffentlichkeit über die Gefahren von Stalkerware aufzuklären.
Hauptziel der Website ist es, hilfreiche Informationen für Opfer von Stalkerware bereitzustellen. Benutzer finden Informationen darüber, was Stalkerware ist, was sie kann und wie sie sich selbst schützen können. Sie listet Indikatoren auf, mit denen potentielle Opfer einen Verdacht auf Stalkerware auf ihrem Gerät überprüfen können.
Außerdem werden Hinweise für den Umgang mit einer entdeckten Infektion gegeben. So ist es beispielsweise wichtig zu prüfen, ob das Entfernen von Stalkerware potenziell mehr Schaden anrichten könnte als der sofortige Gang zu den Strafverfolgungsbehörden. Der Täter könnte zum Beispiel von der App über deren Löschung informiert werden und versuchen, Beweise zu vernichten.
Für potenziell betroffene Nutzer empfiehlt die Koalition gegen Stalkerware, sich unverzüglich an eine lokale Opferdienstorganisation oder eine Strafverfolgungsbehörde zu wenden, um Sicherheitsmaßnahmen für Opfer bereitzustellen.
„Stalkerware, die zum Ausspionieren von Telefonen und Computern in Situationen des häuslichen Missbrauchs oder der Belästigung verwendet wird, ist ein sehr ernstes Problem, das oft mit anderen Formen des Missbrauchs bis hin zu körperlicher Gewalt einhergeht. Die Allgegenwart von Stalkerware ist ein komplexes Problem, und wir brauchen Interessenvertreter aus allen Teilen der Gesellschaft, um sie wirksam zu bekämpfen“, Eva Galperin, Direktorin für Cybersicherheit bei der Electronic Frontier Foundation.
„Die Installation von Spyware auf dem Handy eines Partners stellt eine Verletzung der grundlegenden Menschenrechte dar. Wir sind entschlossen, diese Bedrohung zu bekämpfen und die Opfer, meist Frauen, von missbräuchlichem Verhalten zu schützen. G DATA CyberDefense setzt sich dafür ein, die Benutzer besser über potenzielle Risiken aufzuklären und arbeitet gemeinsam mit Opferschutzorganisationen, um auch nicht-technische Probleme im Zusammenhang mit Stalkerware anzugehen“, sagt Tim Berghoff, Security Evangelist bei G DATA CyberDefense.
„Als gemeinnützige Organisation wissen wir, dass die Technologie Tätern den Zugang zu den privaten Daten ihrer Opfer erleichtert. Selten suchen Opfer Hilfe, weil sie sich schämen. Für WEISSER RING ist Stalking immer mehr ein wichtiges Thema, dem wir in unserer Opferhilfe begegnen. Im Jahr 2018 haben wir 1019 Fälle von Stalking identifiziert, das waren rund drei Prozent mehr als im Vorjahr. Nach Angaben der deutschen Polizeikriminalstatistik gab es 2018 insgesamt fast 19.000 Fälle von Stalking, 500 mehr als im Vorjahr - ein deutlicher Anstieg. Deshalb haben wir gemeinsam mit der WEISSER RING Stiftung die NO STALK App entwickelt, um den Opfern ein wirksames Instrument an die Hand zu geben, um Stalking beweissicher zu dokumentieren“, Horst Hinger, stellvertretender Geschäftsführer, WEISSER RING.
Die Koalition wurde als nicht-kommerzielle Initiative konzipiert, um Interessengruppen aus gemeinnützigen Organisationen, der Industrie und anderen Bereichen wie der Strafverfolgung unter einem Dach zusammenzuführen. Aufgrund der hohen gesellschaftlichen Relevanz für Anwender auf der ganzen Welt, bei der regelmäßig neue Varianten von Stalkerware entwickelt werden, ist die Koalition gegen Stalkerware offen für neue Partner und ruft zur Zusammenarbeit auf.
Um mehr über die Koalition gegen Stalkerware zu erfahren, besuchen Sie bitte die offizielle Website www.stopstalkerware.org.
Um mehr über den Zustand von Stalkerware im Jahr 2019 zu erfahren, lesen Sie bitte den von Kaspersky zur Verfügung gestellten und von der Koalition gegen Stalkerware unterstützten Bericht.