Hallo Herr Forthmann, was genau macht das Institut für Managment und Wirtschaftsforschung?
Das IMWF wurde vor einigen Jahren als Plattform zwischen Wirtschaft und Forschung gegründet. Denn die Forschung hat schon immer ein großes Interesse an Forschungsgeldern aus der Wirtschaft und trotzdem leider weiterhin viel Zeit in ihrem Elfenbeinturm verbracht. Und umgekehrt besteht seitens der Wirtschaft ein berechtigtes Interesse an wissenschaftlicher Arbeit. Aber viele Unternehmen scheuten sich immer noch vor der Zusammenarbeit mit komplizierten Wissenschaftlern. Genau diese Lücke hat das Institut zu Beginn gefüllt. Die Ausrichtung hat sich dann aber mit der Zeit verändert. Heute sind wir ein Labor für Big Data und Künstliche Intelligenz (KI). Seit 2013 sammeln wir für sehr viele Unternehmen und Marken die Kommunikation im deutschsprachigen Internet und werten diese aus. Aktuell machen wir das für 27.000 Marken und Unternehmen. Die Aufgabenstellung reicht dabei vom Risikomonitoring bis hin Reputationsanalysen für die Unternehmenskommunikation und Imageanalysen fürs Marketing. In diesem Zusammenhang erstellen wir gemeinsam mit namhaften Verlagen und Medien wie Focus oder dem FAZ-Institut Studien zu ganz unterschiedlichen Fragstellungen. So zeichnen wir etwa Kundenlieblinge, Preissieger oder Servicechampions aus. Grundlage bilden dabei die Daten, die wir entsprechend auswerten.
Insgesamt haben wir die Reputation von mehr als 60 Unternehmen analysiert und konnten am Ende 17 auszeichnen. Und G DATA ist im Branchenvergleich das beste Unternehmen im IT-Security-Sektor mit 100 Punkten und setzt im Ranking damit die Benchmark.
Was hat das Institut beim IT-Champion genau ausgewertet?
Wir haben die Anbieterreputation von IT-Security-Anbietern ermittelt. Grundlage bildet die Reputationsforschung von Charles Fombrun. Darauf aufbauend haben wir die Wertschätzung in verschiedenen Dimensionen untersucht. Also, wie ist die Reputation bei Produkten und Services, als Arbeitgeber, des Managements, bei der Nachhaltigkeit sowie bei der Wirtschaftlichkeit. Diese sechs Dimensionen haben wir unterschiedlich gewichtet. So geht der Bereich Produkte und Services mit 50 Prozent in die Bewertung ein, die anderen fünf Reputationsdimensionen jeweils mit zehn Prozent. Insgesamt haben wir die Reputation von mehr als 60 IT-Security-Unternehmen analysiert und konnten am Ende 17 auszeichnen. Und G DATA ist im Branchenvergleich das beste Unternehmen im IT-Security-Sektor mit 100 Punkten und setzt im Ranking damit die Benchmark. Wichtig ist, dass wir die Studie anbieterneutral im Auftrag der Computerwoche durchgeführt haben.
Warum wurde die Studie für IT-Security-Anbieter durchgeführt?
Zurzeit spielt IT-Security bei der digitalen Transformation eine zentrale Rolle und hat daher aktuell eine sehr große Bedeutung. Hinzu kommen auch praktische Gründe, denn der Markt lässt sich klar abgrenzen. Diese Untersuchung haben wir zum ersten Mal durchgeführt. Die Computerwoche plant in diesem Jahr noch eine ganze Reihe von vergleichbaren Studien, sodass sich am Ende ein umfassendes Bild über die verschiedenen Segmente innerhalb des IT-Sektors ergibt.
Für die Studie haben sie mehr 438 Millionen deutschsprachige Online-Quellen ausgewertet. Wie genau kann ich mir das Verfahren vorstellen?
Wir verfolgen die Arbeitsthese, dass wir im digitalen Raum ein Spiegelbild der Kommunikation der realen Welt erhalten. Daher sammeln wir die Daten sehr breit in Sozialen Medien, auf Webseiten sowie in Foren und Blogs. Die Leitfrage lautet: Wie ist die Reputation eines Unternehmens? Daher fangen wir auch gezielt negative Kommunikation auf, beispielsweise Bewertungen oder Kommentare zu einem Produkt, zum Unternehmen oder zum Service. Die Auswertung funktioniert vollautomatisiert – sowohl das Crawling der Daten, als auch die Verdichtung durch unsere KI. Anschließend folgt dann natürlich noch eine Qualitätssicherung. Und erst dann erstellen wir das Ranking und wissen, welches Unternehmen ganz oben steht. Bei Unternehmen, die breit aufgestellt sind, müssen wir natürlich noch filtern, damit nur Ergebnisse im IT-Sicherheitskontext berücksichtigt werden. Wir wollen nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.
G DATA hat zum Beispiel bei Produkt und Service sowie bei der Perfomance als Arbeitgener einen sehr großen Saldo positiver Aussagen.
Hat Sie das Ergebnis überrascht?
Methodisch und analytisch sind wir der Neutralität verpflichtet. Wir betrachten das Resultat sehr nüchtern und haben der Computerwoche ein wissenschaftlich fundiertes Ergebnis geliefert. Wenn wir uns das Ranking anschauen, stellen wir uns die Frage: Kann das sein? Ist das Ergebnis stabil und solide? Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass kleine Unternehmen gute Chancen haben, besser als große Firmen abzuschneiden. Größe alleine ist in Hinblick auf Reputation nicht zwingend ein Erfolgsfaktor. Da gibt es auch sehr gegenteilige Meinungen. Der Große sagt: „Das kleine Unternehmen ist im Vorteil, weil es sich mit seiner Spezialisierung sehr spitz aufstellen kann und den Markt gut durchdringen kann. Als Großer bin ich im Nachteil.“ Demgegenüber steht das kleine Unternehmen: „Die Großen haben aber viel mehr Power und können deutlich mehr Geld in Marketing und PR investieren. Da bin ich nur ein kleines Licht.“ Das Ranking beweist dann aber das Gegenteil. Und unsere Methodik fängt das auf.
Warum haben Sie nur 17 von 62 Unternehmen ausgezeichnet?
Es gibt zwei Möglichkeiten, warum Unternehmen kein Platz im Ranking finden. Ein Grund ist eine unzureichende Datenbasis, dann können wir keine Bewertung vornehmen. Es fehlt einigen Firmen im Bereich der Reputation schlicht an Sichtbarkeit. Der zweite Grund: Das Resultat lag unter dem Schwellenwert, ab dem wir auszeichnen. Unser Interesse ist es, tolle Unternehmen auszuzeichnen. Wir wollen keine Firma abstrafen. Darin sehen wir keinen Mehrwert für den Markt. Entscheidend ist es doch, dass wir dem Markt die Information geben, welches die herausragenden und empfehlenswerten IT-Security-Anbieter sind.
Können Sie noch Details zur Auswertung nennen? Wie ist das Ergebnis zustande gekommen?
Im ersten Schritt haben wir alle Aussagen zu G DATA gesammelt. Unsere KI macht drei Untersuchungen. Zunächst schaut das System, um welches Unternehmen es sich handelt. Dann schaut die KI auf die Tonalität der Aussagen. Sind diese positiv, neutral oder negativ? Im dritten Block schauen wir uns an, zu welchem Thema die Aussage passt – Produkt, Service oder Wirtschaftlichkeit. So reichern wir die Datensätze mit immer mehr Informationen an. Daraus bilden wir einen Vektor mit der Anzahl der Aussagen und der Tonalität. Wer exzellent aufgestellt ist, hat viele Nennungen mit einer positiven Tonalität. G DATA hat zum Beispiel bei Produkt und Service sowie bei der Perfomance als Arbeitgeber einen sehr großen Saldo positiver Aussagen. Ganz am Ende überführen wir den Vektor in eine Skala von eins bis hundert. Der Beste bekommt also hundert, weil er den Benchmark für die Branche setzt.
Gibt es eigentlich schon Pläne, die Studie zu wiederholen?
Grundsätzlich wollen wir die Studie als Branchenstandard etablieren. Uns hat die Untersuchung viel Freude bereitet und wir sprechen gerade über eine Neuauflage in diesem Jahr. Final entschieden ist aber noch nichts. Die spannende Frage für G DATA ist dann, ob das Unternehmen den ersten Platz verteidigen kann. Für alle anderen Unternehmen ist die aktuelle Studie ein Ansporn, ihre Reputation weiter zu steigern. Der Kampf an der Spitze ist naturgemäß eng.