20.05.2020

Masken für alle: Aus Freude am Nähen

Aus Freude am Nähen G DATA Campus

Von Anfang an habe ich die Nachrichten zur Ausbreitung des Corona-Virus wie viele andere auch aufmerksam verfolgt. Eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum war zu dieser Zeit noch nicht im Gespräch und für viele undenkbar, ebenso für mich. Auch hätte ich mir nicht vorstellen können, bis heute 450 Masken zu nähen. Wie es überhaupt dazu kam, und welche Hürden in den letzten Wochen auf mich warteten, möchte ich hier mit euch teilen.

Nähen ist mein Hobby

Ich nähe sehr gerne und dass seit mehr als zehn Jahren. Alles begann mit einer Industrienähmaschine, die seit mehreren Generationen im Familienbesitz ist. Ich fing an, eigene Kleidung zu designen, Kuscheltiere zu entwerfen und mich auf Social-Media-Kanälen mit anderen HobbynäherInnen zu vernetzen. Hier gibt es eine aktive Community rund ums Nähen, um Erfahrungen über Stoffe und Schnittmuster auszutauschen. Bereits im Februar habe ich mich auf Twitter mit anderen zusammengetan und erste Anleitungen für Masken aus den USA und Belgien bekommen. So hielt ich früh die ersten Nähanleitungen in den Händen, die teilweise aber schlecht übersetzt waren.

Annika Uhlig

Nähen ist mein Hobby und ein schöner Ausgleich zu meiner Arbeit am Computer. Etwas praktisch selbst herzustellen und individuelle Kleidung anzufertigen, macht mir großen Spaß.

Annika Uhlig

Technical Writer, G DATA CyberDefense

Allgemeine Notlage in der Versorgung mit Masken

Von Bekannten im Gesundheitswesen erfuhr ich zeitgleich, dass es durch einen eingeschränkten Export nicht genügend Masken für alle gibt. Gleichzeitig meldeten sich viele Kontakte mit dem Hinweis, dass die Anleitungen zum Selbernähen, die zu dieser Zeit im Umlauf waren, nicht nachvollziehbar und „mal eben“ nachzumachen waren. Als dann auch noch die ersten Meldungen über Diebstähle in Krankenhäusern die Runde machten und Masken für Pflegepersonal fehlten, fasste ich einen Entschluss: 1. Eine gute Anleitung anfertigen und 2. Durch das Nähen von Masken andere Menschen zu unterstützen, die gerade dringend welche brauchen.

Ich stellte daraufhin meine zwei Nähmaschinen in meinem Zimmer auf und experimentierte mit verschiedenen Nähanleitungen und Stoffen. Um auch anderen eine verständliche Anleitung an die Hand geben zu können, probierte ich unterschiedliche Schnittmuster aus, um das Beste auszuwählen und herauszufinden, welcher Stoff am angenehmsten zum Verarbeiten und Tragen ist. Meine selbstgenähten Kuscheltiere waren meine ersten Testträger. Auch unser G DATA Maskottchen Viri war unter ihnen. Nachdem ich vieles ausprobiert hatte, streamte ich ein erstes Video auf Twitch, beantwortete Fragen von anderen und gab Tipps. Ich erklärte zum Beispiel meine Stoff- und Nahtauswahl, welche Nadelarten wofür verwendet werden und wie sich das Auftrennen von Nähten verhindern lässt. Etliche Videos entstanden auf diese Weise aus dem Moment heraus und ohne direktes Konzept.

Start der Massenproduktion

Durch einen Twitter-Aufruf unter den Hashtags #zusammengehtwas und #zusammengegencorona forderte eine Initiative auf, mit dem Nähen von Masken andere zu unterstützen. Daraufhin fing ich mit der Massenproduktion an. Stoffe, die bei mir noch herumlagen und die ich bisher nicht brauchte, fanden so ihre Bestimmung. Auch für einen alten Bettdeckenbezug hatte ich wieder Verwendung. Um einmal die Dimensionen zu verdeutlichen: Aus einem Bettbezug kann ich insgesamt 116 Außenseiten für Masken ausschneiden. Schnell merkte ich aber, dass ich mir ein System für die Massenherstellung überlegen musste, um viele und vor allem sauber verarbeitete Masken an einem Abend nähen zu können. Die Lösung: Ein 3D-Drucker. Ich druckte einen bereits fertig entworfenen Schrägbandformer und eine Falthilfe nach meinen Anforderungen. Der Schrägbandformer macht es möglich, dass die Schnittkanten der Masken immer sauber nach innen gefaltet sind und die Maske rahmen. Die Falthilfe ist dazu gedacht, dass die Falten auf der Maske gleichmäßig sind, um sie über das Kinn zur Nase hin hochzuziehen. Jeden Tag nach der Arbeit saß ich an der Nähmaschine, manchmal bis spät in die Nacht. Im Durchschnitt brauche ich für eine Maske 20 Minuten. Innerhalb von zwei Wochen produzierte ich so 116 Masken, gut 38 Stunden benötigte ich dafür.

Eine schnellere Anleitung

Während ich die erste größere Ladung anfertigte, gab es im Internet inzwischen auch einfachere Anleitungen. Ärzte und Pflegekräfte testeten sie und befanden sie als gut. Wenn ich schon Stoff zurechtgeschnitten hatte, konnte ich mit einem Stück Stoff, einem Band, einem Stück Draht und drei Nähten bis zu 50 Masken an einem Abend mit der einfacheren Anleitung anfertigen, bevor ich müde, aber zufrieden ins Bett fiel. Durch die schnellere Produktion war es auch möglich, Masken für meine KollegInnen in einer absehbaren Zeit zu nähen. Ich bot also meine Masken an, aber ohne Maskenpflicht war die Nachfrage noch gering.

Die Entstehung einer Maske: Jede Menge Stoffspenden haben mich erreicht...

... mehr als genug für die nächsten Masken.

Zuerst schneide ich mir die Bänder aus Jersey zurecht. So ein Band ist 120 cm lang.

Nun geht es an den Stoff für die Masken, hier ein Bettdeckenbezug. Alle Stoffe wasche ich einmal auf 90 °C. Ein Bezug gibt 150 cm * 220 cm Stoff. Nach etwas Vorbereitung habe ich einen Stapel von 44 Maskenzuschnitten für Erwachsene.

Nach den Vorbereitungen geht es ans Nähen: Erst wird der Saumen umgeschlagen und genäht. Dies ist zugleich der Tunnel für den Draht der Maske.

Das Stoffstück wird zusammengelegt und die Seite zusammengenäht, so dass ein Schlauch entsteht.

Anschließend wird der Schlauch gewendet, der untere Saumen eingeschlagen und mit Klammern fixiert.

Die dritte Naht ergibt die Tunnel für das Band.

Jetzt müssen die überstehenden Fäden abgeschnitten werden.

Anschließend wird das Band eingefädelt. Ich verwende hierfür eine Peanklemme. Durch ihre schlanke Form, komme ich einfach durch die Tunnel. Die Enden des Bandes werden verknotet und als Letztes wird der Draht eingefädelt.

Die Maske ist fertig und in der Mitte zusammengelegt. So wird sie dann meist auch übergeben.

Masken für G DATA Mitarbeiter

Das änderte sich ab dem 22. April 2020, als Politiker die Maskenpflicht diskutierten: Die Anfragen für Masken explodierten. Es kamen immer mehr Wünsche von G DATA Mitarbeitern, aber auch über zwei Initiativen, denen ich mich angeschlossen habe. Die eine heißt #maskefürdich und die andere osterwolf. Mir war klar: Das kann ich zwar alles nähen, aber ich habe zu wenig Stoff dafür. Ich fragte also im Firmen-Chat nach, ob meine Kollegen alte Bettwäsche oder anderen Stoff übrighatten. Toll: Alle waren sehr spendabel, sodass ich bis heute 17 kg Stoff erhalten habe. Für G DATA Mitarbeiter habe ich bisher 79 Masken genäht und ich versuche weiterhin, keinen Wunsch unerfüllt zu lassen. So entstand auch die Idee, vorne drauf ein G DATA Branding oder Maskottchen Viri zu malen.

Bis heute habe ich 450 Masken genäht und bin stolz auf meine Arbeit. Solidarität kann ganz verschiedene Gewänder haben. In Ausnahmesituationen sind wir alle gefragt, und mein Beitrag sind Masken für alle, um sich und andere besser zu schützen. Die Dankbarkeit von Pflegepersonal und anderen Menschen, denen ich kostenlos eine Maske zukommen lassen konnte, ist meine Motivation. Auch in den kommenden Wochen werde ich weiterhin nach der Arbeit Masken nähen.

Ich würde mich freuen, wenn auch ihr die Initiativen im Rahmen eurer Möglichkeiten unterstützt. Außerdem ist es wichtig, dass ihr die Masken richtig tragt. Hier findet ihr eine gute Anleitung.


Annika Uhlig

Annika Uhlig

Technical Writer


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