29.01.2013

Fragwürdiges System-Helferlein ist quasi umsonst, aber nicht kostenlos

Fragwürdiges System-Helferlein ist quasi umsonst, aber nicht kostenlos Malware

Die Webseite yasni.de bietet unter anderem einen Personen-Suchservice an und ist in der Regel immer unter den ersten Suchergebnissen zu finden, wenn man bei Google oder Bing nach Namen sucht. Laut Alexa.com rangiert yasni.de aktuell auf Rang 315 der beliebtesten deutschen Webseiten und steht häufig in Verbindung mit Social Media Portalen wie Xing oder Stayfriends und anderen populären Webseiten – das macht diesen aktuellen Fall noch brisanter.

Wie kann die Werbung überhaupt auf eine gut reputierte Webseite gelangen?

Nach aktuellem Stand gehen wir davon aus, dass die Betreiber der Webseite Yasni.de nichts von dem Werbebanner wussten. Wir haben die Verantwortlichen über den Vorfall informiert.

Obwohl die Yasni GmbH Platinum-Mitglied von ‚naiin – no abuse in internet‘ ist, einer NRO, die sich „gegen Internet-Kriminalität sowie für einen besseren Verbraucher- und Datenschutz und für die Stärkung von Bürgerrechten im Internet“ einsetzt, sind auch sie leider nicht vor solchen Zwischenfällen geschützt.
Sogar die Webseite des Magazins PC-Welt wurde am Ende vergangener Woche als Infektionsträger für Schadcode missbraucht – zwar handelte es sich hier vermeintlich um einen Angriff auf die Webserver und hatte nichts mit Werbebannern zu tun, jedoch zeigt auch dieser Vorfall, dass quasi jede Webseite zum Opfer werden kann.

Es ist schon häufig vorgekommen, dass sich unerwünschte Werbung auf Webseiten verbreitet hat. Die Betreiber der Webseite sind in den meisten Fällen zunächst machtlos und auch ahnungslos, denn sie beauftragen eine Firma, ein Affiliate Netzwerk oder Werbenetzwerk, damit, gebuchte Werbung in einem vorgegebenen Bereich auf der Webseite anzuzeigen. Innerhalb der Werbenetzwerke gibt es jedoch auch mehrere Subnetzwerke, die für bekannte Werbefirmen arbeiten und dies ist schon für den Werbetreibenden kaum mehr zu durchschauen – für den Endkunden erst recht nicht. So gelangen auch immer mal wieder schwarze Schafe in den Kreislauf.

Es gibt mindestens zwei Möglichkeiten, warum unerwünschte Werbung angezeigt wird:

  1. Eine Firma, die ihr Produkt verkaufen möchte, bietet dem Werbenetzwerk genügend (monetäre) Anreize, die Werbung in bestimmten Webseiten-Kategorien anzuzeigen. Je populärer die Webseite ist, auf der Werbung eingeblendet wird, desto teurer muss der Werbende die Einblendung bezahlen. Wenn das Werbenetzwerk keine feingranularen Filterungen nach Werbethemen vornimmt oder diese vom Webseitenbetreiber nicht gewünscht ist, ist die Palette der möglichen Werbung auf der eigenen Seite groß. So kann es dann auch dazu kommen, dass potentiell unerwünschte Werbung angezeigt wird.

  2. Eine andere Möglichkeit: Es geht nicht mit rechten Dingen und den Regeln der Marktwirtschaft zu. Schaffen es die Angreifer, sich in den Werbeverteiler einzuschleusen oder gar rein zu hacken, wird die von den Angreifern manipulierte Werbung angezeigt und schadet im besten Fall nur dem Ruf der Webseite, im schlimmsten Fall infiziert sie die Webseitenbesucher.

Was soll das angepriesene Programm leisten?

RegClean Pro soll nach Angaben des Herstellers Systweak „bessere Computerleistung, schnelleres Hochfahren des Computers und höhere Computerstabilität“ gewährleisten. In der Trial-Version, die man zum Download angeboten bekommt und die „eingeschränkte Funktionalität besitzt“, können „nur 15 Registry-Probleme behoben werden“ – diese Angaben werden auf der Systweak Webseite gemacht, doch sie können von Benutzern schnell überlesen werden.

Was leistet das Programm wirklich?

Wir haben die angebotene Testversion von RegClean Pro auf einem frisch aufgesetzten Windows 7 ausprobiert, ohne sonstige Software oder Updates nach zu installieren. Und hier findet RegClean Pro sage und schreibe 60 Fehler, was zu einer „schlechten“ Bewertung führt, da der „Schaden an der Registrierung“ im Bereich „Com- und ActiveX-Fehler“ hoch ist. Bei verwaisten Einträgen allerdings von „Schaden“ zu sprechen, ist wohl etwas übertrieben, ganz zu schweigen vom „schlechten Gesamtzustand“ der Registry bei einem völlig frischen Windows.

Internetnutzer, die das Programm benutzt haben, berichten im Internet mehrheitlich, dass Ihnen die Benutzung nicht zu einem schnelleren PC verholfen habe und drücken Ihre Enttäuschung darüber aus. Dies ist aus unserer Sicht auch nicht weiter verwunderlich, denn bei heute als normal angesehener Hardware und modernen Betriebssystemen ist die Auswirkung von solchen Registrierungs-Optimierungs-Programmen marginal bis nicht spürbar. Die Investition der geforderten 29,95$ für die Software könnte man also gegebenenfalls besser in eine Hardwareaufrüstung stecken.

Offensichtlich und unmittelbar schädlich sind die Aktionen nicht, jedoch ist die Bearbeitung der Registry ein tiefer Eingriff in das System und Fehler bei der Anpassung oder Löschung können an dieser Stelle zu realen Problemen für den PC und seinen Nutzer führen – daher ist hier Vorsicht geboten!

Das kostenlose Testprogramm hat aus unserer Sicht einen fragwürdigen Nutzen und wir empfehlen nicht, das Programm zu benutzen und raten auch nicht zum Kauf der Vollversion.

Was Sie tun können:

  • Wenn Sie keine Lust auf blinkende Werbefensterchen haben, können Sie in Ihrem Browser Werbeblocker Erweiterungen installieren. Das wohl bekannteste Tool, das für viele Browser erhältlich ist, ist AdBlock Plus
  • Sollten Sie sich einen der vermeintlichen Helferlein installiert haben, empfehlen wir die komplette Deinstallation dieses Programms. In der Regel können Sie dies klassisch über die Windows Systemsteuerung und den Menüpunkt „Programme und Funktionen“ erledigen.
  • In den meisten Fällen dieser Art beinhalten die Programme zum Glück keinen Schadcode, trotzdem empfehlen wir einen Systemscan mit umfassender AV-Software.
  • Sollten Sie in Programmen oder auf Webseiten Angebote zum Kauf von Vollversionen bekommen, prüfen Sie die Reputation der Webseite bzw. der Entwicklerfirma genau, bevor Sie persönliche Daten oder gar Bankdaten angeben! Im schlimmsten Fall handelt es sich um eine Phishing-Masche und ihre Daten werden für verschiedene Werbemaßnahmen oder gar Betrugsdelikte missbraucht.


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