Hand aufs Herz: Wenn Sie an Ihre Schulzeit zurückdenken, woran denken Sie dann? An Schülerstreiche, lebenslange Freundschaften, die dort ihren Anfang genommen haben und Lehrkräfte, die einen geprägt haben. Aber Themen wie „Binomische Formeln“, „Wachstumsregionen in Europa“ oder „Berthold Brecht und das epische Theater“? Längst vergessen! Gründe dafür gibt es viele. Einer davon ist auch die Form der Wissensvermittlung: Frontalunterricht. Leider endet das Lernen nicht mit dem Abitur oder der mittleren Reife. Und auch nach der Bachelor- oder Masterarbeit oder der abgeschlossenen Lehre hört das Lernen nicht auf. Lebenslanges Lernen ist für uns heute selbstverständlich. Viele Unternehmen bieten Mitarbeitenden regelmäßige Fortbildungen an, damit diese mit den permanent wechselnden Rahmenbedingungen Schritt halten können und neue Impulse erhalten. Eine zentrale Frage ist dabei: Wie gelingt es, Wissen so aufzubereiten, dass wir gerne lernen und langfristig Lernfortschritte erzielen?
Wenn einer eine (Lern-)Reise macht
Die Antwort lautet: Learning Journeys. Dahinter verbirgt sich der Gedanke, dass Lernende nicht einfach einem gestaffelten Trainingsplan folgen.
Learning Journeys erzählen eine Geschichte und nehmen den Lerner daher auf eine `Reise´, sprich eine `Journey´, mit. Dem Lerner wird dabei ein ganzer Themenbereich als in sich geschlossene Geschichte in mehreren aufeinander aufbauenden Episoden erzählt.
Das Konzept ist angelehnt an das Konzept der „Customer Journey“ aus dem Marketing, innerhalb derer ein Kunde verschiedene Etappen durchläuft, bis er sich zum Kauf eines Produktes entscheidet. Die Learning Journey verfolgt dabei ein ähnliches Konzept: Learning Journeys starten in der Regel bei der Schaffung von Grundlagen und begleiten den Lernenden bis hin zur Schaffung von bspw. tiefergehendem (Experten-) Wissen.
Insbesondere für komplexere Themen oder umfangreichere Inhalte wie beispielsweise die IT-Sicherheit eignen sich Learning Journeys. Hier gibt es viele wichtige Aspekte, die jeder Anwender kennen sollte. Das Spektrum reicht von Passwörtern über Datenschutz und Compliance bis hin zu Phishing Mails und Social Engineering. Die Themen lassen sich in einzelne Sinnabschnitte aufteilen und über weitere Lerneinheiten vertiefen.
„Mit Learning Journeys bilden sich Lernende etappenweise fort, um Stück für Stück immer tiefergehendes Wissen aufzubauen“, sagt Christian Laber. „So kommen die Lernenden in der ersten Lektion beispielsweise mit dem Thema in Kontakt und erhalten einen Hinweis, welche Bedeutung es auch für sie und ihren Alltag hat.“
Im zweiten Schritt wird beispielseweise das Grundlagenwissen vermittelt, welches dann im nächsten Schritt vertieft wird. Erst dann folgt die Verknüpfung zur Praxis, bis schlussendlich das Wissen abstrahiert wird, sodass es sich tief im Gedächtnis verankert hat.
Wissen aufbauen und anwenden
Wie sieht es in der Praxis aus? Bei der Learning Journey zum Thema „Phishing“ erhalten Teilnehmende zunächst einen Überblick und erfahren, warum und wie gefährlich solche Nachrichten sind.
Dass eine Mail von einem afrikanischen Prinzen mit einem Geldgeschenk gefährlich ist, wissen viele. Das aber gefälschte Mails heutzutage kaum von echten zu unterscheiden sind, ist vielen nicht bewusst. Und damit auch nicht die große Gefahr, die von Phishing ausgeht.
In den nächsten Lerneinheiten erfahren die Anwender, wie Cyberkriminelle arbeiten und woran sie gefälschte Nachrichten erkennen können. Zum Einsatz kommen unterschiedlichste Methoden, wie Drag-und-Drop-Aufgaben, Multiple-Choice-Tests, Videos oder Minispiele.
Im Gegensatz zu starren, in sich geschlossenen Einzeltrainings, können Lernende ihr Lerntempo individuell festlegen. Sie können innerhalb der Lernreihe jede Episode erneut ansehen. Jeder Teil der Lernreihe hat einen eigenen Schwerpunkt. Wenn der Lernende also zum Beispiel die Grundlagen des Themas nochmals betrachten und wiederholen möchte, kann er dies jederzeit tun. Darüber hinaus sorgt der episodische Aufbau dafür, wichtige Abschnitte immer wieder für den alltäglichen Arbeitsalltag zu nutzen. Ein Training, welches beispielsweise kurz und knackig einen umfangreichen Prozess oder eine umfassende Arbeitsanweisung mit prägnanten grafischen Darstellungen und Beschreibungen vermittelt, kann vom Lerner bei Unklarheiten im Arbeitsalltag jederzeit erneut aufgerufen werden. Dadurch wird einerseits die Nachhaltigkeit von Trainings gewährleistet, andererseits wird auch das Lernen während der Arbeit (das sogenannte „Continous Learning“) ermöglicht.
Fazit: Für´s Leben lernen
Die besten Trainings bringen Mitarbeitenden etwas ohne erhobenen Zeigefinger bei. Auf diese Weise wird das Lernen nicht als „Training“ wahrgenommen. Lernreisen sorgen für den größtmöglichen Erfolg. „Beim Thema IT-Sicherheit bedeutet das, dass Angestellte umsichtig mit ihren Mails umgehen und ihren Teil dazu beitragen, dass Cyberattacken frühzeitig abgewehrt werden“, sagt der E-Learning-Spezialist Laber.