Bereits über ein Drittel der Deutschen haben mit 8-9 Jahren ihr erstes Smartphone, welches längst nicht mehr nur zum Telefonieren genutzt wird. Auch die darüber hinaus gehenden Einsatz- und Nutzungsmöglichkeiten sind vielfältig: Kommunikations- und Informationszentrale, Zahlungsgerät in Geschäften, Spielekonsole, Smartphone-Kamera und vieles mehr. Die Einsatzmöglichkeiten sind nahezu grenzenlos. Gerade dieser Umfang an Möglichkeiten, macht es uns Nutzern nicht leicht, das Smartphone aus der Hand zu legen. Sollten Sie sich ebenfalls dafür entscheiden, Ihr Kind schon im jüngeren Alter mit einem Smartphone auszustatten, denken Sie auch an die potenziellen Risiken. Nachfolgend erhalten Sie einen Einblick, was besonders zu beachten ist.
Vorsicht bei vermeintlich kostenfreien Gaming-Apps
Smartphones sind inzwischen in ihrer Entwicklung so weit fortgeschritten, dass einige bereits eine Spielkonsole ersetzen können. Spielentwickler verdienen mit Apps mittlerweile mehr Geld als mit klassischen Computerspielen. Gerade die jüngere Generation nutzt das Smartphone gerne dazu, um ihre Zeit auf dem virtuellen Spielplatz der Gaming-Apps zu vertreiben. Doch die meisten Applikationen bringen einige Tücken mit sich. Viele Spiele sind umsonst in den App-Stores erhältlich, aber sind diese wirklich völlig umsonst? Die Antwort ist nein. Besonders in vermeintlich kostenlosen Anwendungen lauern versteckte Kostenfallen.
Spieleentwickler setzen auf das Prinzip intermittierender Verstärkung. Der Nutzer erwartet, durch die am Anfang schnell erzielten Gewinne, fortlaufende Belohnungen und spielt deshalb immer weiter. Gaming-Apps setzen ganz gezielt auf die schnellen Erfolgserlebnisse am Anfang, die im Laufe des Spiels immer schwerer erreichbar werden. Der Spieler wird an diesem Punkt regelrecht zu In-App Käufen animiert, um sein gewünschtes Ziel leichter und schneller zu erreichen.
Doch was sind In-App-Käufe eigentlich? Wie der Name schon sagt, sind es Käufe, die innerhalb einer App stattfinden. Diese sind gerade in Gaming-Apps häufig zu finden. Der Nutzer kann sich mit dem Kauf bestimmte Funktionen freischalten oder Verbesserungen für Spiele erwerben. „Aktuell sind Skins, mit denen sich das Aussehen einer Spielfigur ändern lässt, sehr beliebt. Diese sind ebenfalls meist nur optional über In-App Käufe nutzbar“, berichtet Rumpf.
Vorsicht auch vor sogenannten Lootboxen. Hierbei handelt es sich um virtuelle Kisten, mit Belohnungen oder Gegenständen, wie beispielsweise Ausrüstungen oder Fähigkeiten, die vom Spieler gegen Bezahlung geöffnet werden können. Im Prinzip ein „virtuelles Überraschungspaket“. Durch den Überraschungseffekt und die erhaltene Belohnung, wird das Glückshormon Dopamin freigesetzt. Der Botenstoff ist an das Belohnungssystem im Gehirn gekoppelt und steuert unsere Motivationskraft. In dem Fall leider meistens die Motivation, mehr zu kaufen.
Das Perfide an In-App-Käufen ist, dass die Beiträge auf den ersten Blick sehr niedrig sind, was dazu verleitet, öfters in Extras zu investieren. Dadurch verlieren die Anwender schnell den Überblick und am Ende kommt der Schock durch eine hohe Rechnung, mit dessen Ausmaß der Spieler so nicht gerechnet hätte.
Wie schütze ich nun mein Kind und mich selbst?
Vorab ein allgemeiner Ratschlag: Geben Sie Ihrem Kind eine gewisse Sicherheit, beim Sammeln von Erfahrungen mit dem Smartphone. Will heißen, vermitteln Sie ihm Medienkompetenz - natürlich mit entsprechenden Regeln:
Wenn Sie sich unsicher sind, welche Apps für Ihr Kind geeignet sind, können Sie sich auf der Website klick-tipps.net regelmäßige neue und sichere Apps für Kinder empfehlen lassen. Außerdem gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Apps, die dabei unterstützen können, aufgestellte Familienregeln für den Umgang mit Smartphones und digitalen Medien besser durchsetzen zu können, beispielsweise Family Link. Über die App lassen sich unter andrem Aktivitätsberichte einsehen, Apps verwalten und Limits für die Nutzung des Smartphones festlegen.
Sie sind sich nicht sicher, was die optimale Nutzungsdauer für Ihr Kind ist? Das Medienerziehungsnetzwerk "Schau hin" empfiehlt diese Zeiten:
- 3 bis 5 Jahre: eine halbe Stunde pro Tag
- 6 bis 9 Jahre: eine Stunde pro Tag
- ab 10 Jahre: rund 9 Stunden pro Woche
Natürlich dienen diese Zeiten nur zur Orientierung, bestenfalls einigen Sie sich gemeinsam mit Ihren Kindern auf eine Nutzungsdauer.
Außerdem wichtig: Die Installation einer Sicherheitssoftware, die das Smartphone vor mobilen Gefahren schützt. Einige Security Apps verfügen darüber hinaus auch über eine App-Kontrolle und einen Webschutz, der vor gefährlichen oder gefälschten Websites schützt und diese blockiert.
Trotz der Sicherheitsvorkehrungen, die getroffen werden sollten, ist es ratsam die Privatsphäre Ihres Kindes zu respektieren. Lassen Sie Ihm den nötigen Freiraum. Gerade Heranwachsenden kann es schnell unangenehm werden, wenn sie das Gefühl haben, Ihre Eltern haben sie auf Schritt und Tritt im Auge.
Zusätzlich können Familienregeln sinnvoll sein. Diese sollten gleichermaßen für Sie und Ihr Kind gelten - beispielsweise „Beim Essen herrscht Handyfreie Zone“ oder womöglich einen gemeinsamen „Abstellplatz“ für Handys. Dort legt jeder sein Handy abends zum Aufladen ab. So vermeiden Sie, dass der erste Blick morgens aufs Handy wandert. Entscheidend ist es, offen mit Ihren Kindern über lauernde Gefahren zu sprechen. Haben Sie zudem ein offenes Ohr, wenn das Kind auf ungeeignete Inhalte stößt.
Kurz das Wichtigste zusammengefasst
- Sie kennen Ihr Kind am besten: Überlegen Sie sich fernab von allen Studien, ob Sie es für den richtigen Zeitpunkt halten, Ihr Kind mit einem Smartphone auszustatten
- Eine zuverlässige Sicherheitssoftware sollte zur Grundausstattung dazugehören
- Gefahren ansprechen
- Sicherheitseinstellungen prüfen
- Über Apps informieren, die bei der Durchsetzung von aufgestellten Familienregeln unter die Arme greifen können
- Zeitkontingente für die Nutzung gemeinsam festlegen.
- Mobilgerät abends schlafen legen
- Offene Ohren für Sorgen haben
- Geben Sie Ihrem Kind trotz Sicherheitsmaßnahmen angemessenen Freiraum
- Machen Sie die Offline-Welt attraktiv
Soll es zu Weihnachten kein Smartphone sein? Dann werfen Sie einen Blick in unseren Artikel Smarte Spielzeuge - Weihnachtsgeschenke mit Sicherheitsrisiko. In dem Blogartikel erfahren Sie, was es bei Smart Toys zu beachten gibt.